Mitten in der Natur

Manchmal braucht es nur einen ganz kleinen Anstoß, um dem Leben eine komplett neue Richtung zu geben. Stell dir vor du bist nur mit Rucksack, Schlafsack, einem T- Shirt, Unterwäsche, Socken und Hose unterwegs. Hast Zeit, nur für dich. Nur du und die Natur. Internet gibt es nicht. In solchen Momenten musst du erst einmal wieder lernen, dich mit dir selbst zu beschäftigen.

Du schließt die Augen. Was du da spürst, fühlst, riechst, hast du schon lange nicht mehr wahrgenommen. Den Wind in deinen Haaren. Die Gräser und Blumen duften so wunderbar nach Sommer. Du willst weiter. Die Füße tragen dich von alleine. Das erste Abenteuer ruft. Ein Gefühl der Freiheit. Du fühlst dich schwerelos und unbeschwert. Wow! Nach den ersten 300 Höhenmetern, fängt das Herz an zu pochen. Aber du liebst es. Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer! Du spürst deinen Körper, nimmst all das ganz bewusst wahr. Nach einer kurzen Pause, einem Schluck Wasser, geht es weiter. Die Landschaft von oben sieht immer schöner aus, hat etwas Mystisches, ist mächtig und unbesiegbar. Auf dem Berg gehörst du nur der Natur. Auf 2000 Metern siehst du die erste Gams, sie beobachtet dich. Atemberaubend, wie sie über den Abhang flitzt. Das ist ihre Heimat. Das siehst du sofort.
 

Hier fühlst du dich lebendig

Was ist denn dort vorn? Eine Gletscherquelle. Und ja, die muss durchquert werden. Also Schuhe und Hose aus. Wanderstock ausgepackt und schnell durch das eiskalte Wasser. Noch nie hast du so etwas Kaltes auf deiner Haut gespürt. Aber genau hier und jetzt fühlst du dich lebendig. Das ist das, was dir die letzten Jahre gefehlt hat. Dich einmal wieder komplett fühlen. Das Adrenalin strömt durch deine Adern. Schnell abtrocknen und weiter geht die Reise. Du bist nun auf 2500 Höhenmetern. Die Sonne geht so langsam unter und du schaust dir dieses Schauspiel über den Bergen an. Atemberaubend.

Die ersten Tränen fließen, du kannst sie nicht zurückhalten. Wie lange hast du nicht mehr aus purer Freude geweint? Es ist perfekt. Du schließt noch einmal die Augen, wieder laufen dir die Tränen herunter! Und du spürst, wie du eine Einheit mit der Natur wirst, und denkst: Das ist das Leben! Du hast erwartet, dich anders zu fühlen.

Das Gefühl von Freiheit

Aber mit so einer Freiheit, die ganz tief in dein Herz geht, damit hast du nicht gerechnet. Davon sprechen also die Wanderer. Von diesem Gefühl der Unbeschwertheit, Schwerelosigkeit, Freiheit. Wundervoll!

Noch ein paar Meter bis der Gipfel erreicht ist. Die Luft wird dünner. Das Herz schlägt schneller. Die Beine werden langsamer. Fast geschafft. Jetzt muss die Stirnlampe ausgepackt werden. Es wird dunkel. Also schnell. Die Berge drumherum kannst du nicht mehr sehen. Aber die klare Luft riechst du dafür umso mehr. Der Schweiß tropft dir von der Stirn. Deine Kleidung ist nass geschwitzt. Aber du hast es geschafft. Da ist das Gipfelkreuz. Die Tränen kullern schon wieder…

Du bist eins mit dem Berg. Jetzt aber schnell frische Kleidung anziehen und für die anstehende Nacht schön dick einpacken. Und du freust dich auf deine Nudeln mit Tomatensoße. Genau das brauchst du jetzt nach so einer Bergbesteigung. Wie gut das schmeckt! Der Körper tankt sofort wieder neue Kraft. Natürlich darf auch ein Stück Schokolade nicht fehlen. Herrlich!

Dein Leben wird sich ändern

Jetzt kommt der Schlafsack zum Einsatz. Du kuschelst dich hinein. Atmest tief, schaust in den Himmel und bist ganz hin und weg von diesem prachtvollen Sternenhimmel. Mitten in der Natur, ohne Lichter um dich herum, alles dunkel. Es ist, als könntest du alle Sterne am Himmel sehen. So viele und was siehst du da? Die Milchstraße? Das kann doch nicht sein. Die Natur hat so viel mehr zu bieten, als du dir je- mals vorstellen konntest. Und da… Die erste Sternschnuppe. Du fühlst dich so klein, alles um dich herum ist so mächtig. Aber irgendwie gehörst du jetzt doch dazu. Du bist mittendrin. Neun Sternschnuppen kannst du in dieser einen Nacht sichten. Von so etwas Schönem hast du bisher noch nicht einmal geträumt.

Jetzt aber die Augen schließen, damit am Morgen wieder fit gestartet werden kann. Denn schließlich geht die Wanderung weiter. Wo ein Weg hoch führt, geht auch einer wieder runter. Um 4:30 Uhr wachst du auf. Ganz von alleine. Denn der Himmel färbt sich hinter den Bergen langsam rot. Schlafsack wieder einpacken, und dann stellst du dich erst einmal richtig hin. Mit ausgebreiteten Armen lässt du die Umgebung auf dich wirken. So müssen sich Vögel fühlen.

Himmel färbt sich hinter den Bergen langsam rot. Schlafsack wieder einpacken, und dann stellst du dich erst einmal richtig hin. Mit ausgebreiteten Armen lässt du die Um- gebung auf dich wirken. So müssen sich Vögel fühlen.

Drumherum dieses Bergpanorama. Berge über Berge, die sich so langsam aus dem Schwarz kommend in ihrer ganzen Farbenpracht zeigen. Da erscheint auch endlich die Sonne. Hinter den Bergen wan- dert sie hervor. Gigantisch. Eine Stunde schaust du dir dieses Spektakel wie verzau- bert an. Du tankst Energie. All das, was du in den letzten Jahren nicht mehr wahrge- nommen hast, ist nach zwei Tagen wieder da. Du weißt, das wird bleiben, dein Leben wird sich verändern.

Dir wird so vieles klar. All die harte  Arbeit, das Geldverdienen müssen, alles unwichtig. Leben ist das, was zählt. Es ist nicht wichtig, wieviel Geld du nach Hause bringst, hauptsache es reicht zum Leben.

Jetzt kannst du weiter gehen. Deine Augen leuchten. Das Strahlen hört gar nicht mehr auf. Dieses Glücksgefühl soll bitte niemals enden. Es geht bergab. Über Schot- ter und Steine. Vollste Konzentration ist angesagt. Ja, du spürst nun auch den Mus- kelkater in den Beinen. Aber das ist egal. Denn du fühlst dich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Möge dieses Gefühl für immer halten. Da vorne siehst du schon den Bergsee. Wie schön er glänzt. Türkis und leuchtend Grün. Nur noch ein paar hundert Meter. Ach, und wie schön die Vögel dazu zwitschern.

Der Moment soll bleiben

Kein Mensch weit und breit. Du hast es zum See geschafft. Schnell die Kleidung ausziehen und rein mit dir. Eiskalt, aber die schönste Erfrischung, die du dir vorstellen kannst. Das Wasser ist so klar, dass du bis zum Grund schauen und die Fische beobachten kannst. Du tauchst unter, hältst die Luft an, fühlst dich schwerelos und tankst Energie. Energie für dein Leben. Unfassbar schön. Und nein, das ist echt. Das ist das Hier und Jetzt! Kein Traum! Und das kann dir niemand nehmen. Jetzt aber raus mit dir. Schnell abtrocknen, Kleidung wieder an, nochmal die Wasserflasche auffüllen und weiter geht es den Berg herunter.

 So langsam läufst du wieder zwischen Bäumen. Pilze über Pilze kannst du dir auf dem Weg anschauen. Einer schöner als der an- dere. Wie aus einem Bilderbuch. Und was sind das für Kräuter? Du riechst daran und pflückst dir einen duftenden Zweig. Ach, wie wunderschön hier alles ist. Während des Aufstiegs hast du das alles noch gar nicht so wahrgenommen. Aber jetzt ist alles auf einmal da, weil du bereit dafür bist. Du erlebst die überwältigende Natur mit jedem deiner Schritte. Und auch all die kleinen Krabbeltiere nimmst du wahr. Wie der Käfer mit seinem blau glänzenden Panzer ganz besonders leuchtet. So unfassbar schön. Da hinten siehst du schon die Weide mit Kühen und Kälbern. Du läufst hin, beobachtest sie. Ein kleines Kalb kommt auf dich zu und möchte Zuneigung. Es vertraut dir auf Anhieb. Denn du strahlst nun diese Ausgeglichenheit aus. Kann dieser Moment bitte niemals vorbeiziehen?

Neue Energie tanken

Weiter geht die Reise ins Tal. Geschafft. Dort steht die kleine Hütte, wo du deine Wanderung begonnen hast. Die Wirtin sieht dein Strahlen und fragt dich, welche Wanderung du gemacht hast. Sie bestätigt das, was du spürst, du strahlst jetzt anders als noch einen Tag zuvor. Du steckst sie mit deinem Lächeln an. Du erzählst ihr ausführlich von deinen wunderbaren Erlebnissen, von den Erfahrungen und von den Erkenntnissen, die du in dieser kurzen Zeit gewonnen hast. Und nicht nur sie hört dir ganz gespannt zu, sondern alle Wanderer, die auch in der Hütte sitzen und neue Ener- gie tanken. Ja, bestätigt die Wirtin, das hier ist das Leben. Das ist das, was zählt. Die Natur ganz bewusst wahrzunehmen! Im Hier und Jetzt zu sein und nicht immer nur an Morgen zu denken.

Für dich, liebe Leserin, ist das erst ein- mal nur eine Geschichte. Eine Geschichte die du vielleicht auch erleben, spüren, fühlen möchtest. Für mich war es gerade aber eine der schönsten Zeitreisen in die Vergangenheit. Zurück zu dem Moment, dem Augenblick, an dem für mich alles begonnen hat. Meine Liebe zur Natur, mein Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit, meine Achtsamkeit für alle Lebewesen hier auf unserer Welt. Ja, genau, auf diesem Berg hat für mich ein neues, mein neues Leben begonnen. Ich habe hier in der Natur für mich ganz persönlich den Sinn meines Lebens verstanden.

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